Kali

Bild: Pixabay
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KALI - Tod und Erneuerung

 

GATTE:

 Shiva

 

IKONOGRAPHIE:

 Schwarze oder dunkelblaue Haut, lange, rote Zunge, rote, hervortretende Augen, Reißzähne,

 drittes Auge, Rock aus abgeschlagenen Händen

 

REITTIER:

 Schakal

 

WAFFEN:

 Sichelschwert

 

HAUPTQUALITÄTEN:

 Kampf gegen das Böse

 

QUALITÄTEN:

 Angst überwindender Mut, Besiegen der dunklen Kräfte

 

KEIMSILBE:

 Krim

 

MANTRA:

 OM – Shri Mahakalikayai Namaha

 

 

Obwohl Kali in manchen Ritualen als eigenständige Göttin verehrt wird, ist sie doch nur eine Erscheinungsform Durgas beziehungsweise Parvatis. Im Gegensatz zur gütigen, friedvollen und umsorgenden Parvati bildet Kali jedoch den zornigen, zerstörerischen Gegenpol. Kali – wörtlich „die Schwarze“ – ist auch als „die Dunkle“, „die Geheimnisvolle“, „die Schreckliche“ oder „die Blutrünstige“ bekannt. Sie gilt als unersättlich und verschlingt ihre Feinde mit Haut und Haar.

 

Doch ganz so furchterregend, wie es bei oberflächlicher Betrachtung scheint, ist Kali gar nicht. Schließlich ist sie nicht nur die Todes-, sondern auch die Schutzgöttin. Tantra-Texten zufolge entsteht die ganze Schöpfung aus Kali. Und alle Wesen kehren nach ihrem Tod wieder zu ihr zurück. Sie wird als höchste Göttin angesehen, die Macht über die fünf Elemente hat. Kali repräsentiert also nicht nur die destruktive Seite der weiblichen Energie, sondern sie ist ebenso die Göttin der Transformation, Veränderung und Verwandlung. Sie gilt als die Zerstörerin der Unwissenheit, der Täuschung und des Todes, als Gewährerin von Weisheit und Befreiung.

 

In der Mythologie entsprang Kali einer Stirnfalte zwischen den Augenbrauen Durgas, als es dieser nicht gelang den büffelköpfigen Dämon zu besiegen. Sie ist die Verkörperung des Zorns von Durga. Jedes Mal, wenn Durga den Dämonen verletzte, fielen Blutstropfen auf die Erde und ein neuer Dämon entstand. Durga wurde dadurch sehr entmutigt, aber Kali übernahm die Angelegenheit. Sie streckte ihre Zunge heraus und fing alle Blutstropfen auf – und dann aß sie den Dämon auf. Ihre Zerstörungswut richtet sich also nicht auf den Menschen, sondern auf die Mächte des Bösen.

 

Nicht zuletzt ist Kali auch die Herrin der Zeit („Kala“ bedeutet „Zeit“ oder „Zeitpunkt“). Sie wohnt auf Plätzen, an denen Leichen verbrannt werden – dort, wo der Übergang von der weltlichen Zeit in die Ewigkeit stattfindet.

 

Als Mahakali („große Kali“) ist sie die Repräsentantin der höchsten Wirklichkeit und steht auf einer Stufe mit Brahman. In diesem Fall wird sie als strahlendes Wesen mit zehn Köpfen und Armen dargestellt.

 

Mahakali ist eine sehr emanzipierte Göttin, die unabhängig ist von Shiva, ihrem männlichen Gegenpol. Auf vielen Darstellungen tanzt Kali auf dem niedergeworfenen Shiva, der sie bewundernd anblickt. Dieses Motiv symbolisiert die weibliche Lebensenergie, ohne die das Männliche leblos und machtlos bleiben muss.

 

Kali gehört zu den zehn Mahavidyas, den großen tantrischen Göttinnen der Weisheit, die als unerschütterliche Erscheinungsformen Parvatis betrachtet werden können.

 

Kali ist meist schwarz, manchmal auch blau dargestellt. Entweder ist sie nackt oder nur spärlich bekleidet. Als Mahakali wird sie mit zehn, ansonsten mit vier Armen dargestellt. Zwei von Kalis Händen sind leer und formen die Mudras (Gesten) Schutz und Furchtlosigkeit. Auffällig ist die herausgestreckte, lange rote Zunge – einerseits Symbol für ihren Blutdurst, aber auch für die aktiven Kräfte in der Natur. Die herausgestreckte Zunge soll auch Böses und negative Gedanken verschlingen. Ihre Augen sind rot und hervortretend, und ihre Reißzähne ergänzen den fruchterregenden Anblick.

 

Kalis Wut richtet sich jedoch nicht gegen die Menschen. Ihre Aufgabe besteht einzig darin, das Böse zu vernichten – sei es in Form der Dämonen oder in Form der Gifte im menschlichen Geist, wie insbesondere Unwissenheit, Gier und Hass.

Weitere Gegenstände, die auf vielen Abbildungen auftauchen, sind die Blutschale, die Totenkopfkette und der Rock aus abgeschlagenen Händen. Kalis Begleittier ist der Goldschakal, manchmal werden in ihrer Nähe Wölfe oder Hunde gezeigt

Quellenangabe:

Text: Shvia Shva (Govinda Kalashatra)